VG Lüneburg

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Zitieren als:
VG Lüneburg, Urteil vom 11.10.2018 - 6 A 237/16 - asyl.net: M26690
https://www.asyl.net/rsdb/M26690
Leitsatz:

Flüchtlingsanerkennung für eine Ruanderin, da bereits der langjährige Aufenthalt im Ausland sowie die Stellung eines Asylantrags als Kritik an der Regierung gewertet und verfolgt wird. 

(Leitsatz der Redaktion; vgl. hierzu auch VG Hannover vom 06.08.2018 - 4 A 428/18 - asyl.net: M26597)

Schlagwörter: Ruanda, Asylantrag, Antragstellung als Asylgrund, Flüchtlingsanerkennung, oppositionelle Gesinnung, politische Verfolgung,
Normen: AsylG § 3 Abs. 1, AsylG § 3,
Auszüge:

[…]

Die Klägerin hat Anspruch auf Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft gemäß § 3 Abs. 4 i.V.m. Abs. 1 AsylG (§ 113 Abs. 5 Satz 1 VwGO). […]

Nach Maßgabe dessen geht die Einzelrichterin davon aus, dass der Klägerin, die nicht geltend machte, politisch (oppositionell) aktiv zu sein, im Falle einer - hypothetischen - Rückkehr in ihr Heimatland Verfolgung durch staatliche Akteure aufgrund ihrer - unterstellten - politischen Überzeugung mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit droht. Bei Auswertung der vorliegenden Erkenntnisquellen ist davon auszugehen, dass die Sicherheitsbehörden in Ruanda die Klägerin als Regimegegnerin behandeln würden, da sie in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellte. Dafür streitet auch die langjährige Abwesenheit der Klägerin in ihrem Herkunftsland. Denn ruandischen Asylbewerbern droht im Falle einer Rückkehr in ihr Heimatland, nachdem sie über einen längeren Zeitraum hinweg im Ausland waren und dort unter Umständen auch einen Asylantrag gestellt haben, die Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung (vgl. Stellungnahme Dr. Gerd Hankel an das VG Oldenburg v. 10.8.2013; Stellungnahme Amnesty International (AI) an das VG Braunschweig v. 15.3.2013; VG Hannover, Urt. v. 6.8.2018 - 4 A 100/18 -, juris; VG Oldenburg, Urt. v. 31.05.2016 - 1 A 3269/14 -, V.n.b.; VG Göttingen, Urt. v. 12.04.2016 - 3 A 306/15 -, V.n.b.; VG Braunschweig, Urt. v. 8.9.2015 - 7 A 122/13 -, V.n.b.). […]